Freya von tautphoeus
Aller Anfang
Nach dem Abi suchte ich meinen Weg: Kunst? Brotlos. Restaurierung? Keine Lust auf Dokumentation. Handwerk? Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Physik? Philosophischer als gedacht, doch die Zahlen sprachen nicht meine Sprache.
2010 startete ich in Geisenheim mit dem Studium Weinbau & Oenologie. Damit ich einen Job hatte, mit dem ich zur Not im Betrieb arbeiten könnte.
In 2014 erarbeitete ich mir mein erstes Burnout, als ich zur Hochsaison als Aufhilfskraft nicht nur alleine den Versand stemmen, sondern gleichzeitig meinen Vater in der Geschäftsführung vertreten musste, nachdem er mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
In 2017 absolvierte ich meinen Master in Getränketechnologie und weiter gings – direkter Einstieg in den Familienbetrieb. Einarbeitung? Klare Rollenverteilung? Übergabeplan?
Nope.
Ich saß buchstäblich in der hintersten Ecke des Betriebs – weit weg vom Chefbüro und noch weiter weg von echter Verantwortung.


Der Übergabevertrag, der keiner war
2017 bekam ich die Personalverantwortung des Betriebs übertragen – während hinter meinem Rücken die Arbeitsverträge dennoch von meinem Vater geschlossen wurden.
2018 wurde ich zur GmbH-Geschäftsführerin berufen, aber mein Vertrag blieb gleich: Mehr Verantwortung, null Anerkennung. Mediatoren kamen und gingen, solange sie das sagten, was meinem Vater gefiel. Ich war bei den Gesprächen meist außen vor. Und die Kluft zwischen uns beiden wuchs weiter.
2020 – pünktlich zur Corona-Krise – überließ mir mein Vater endlich das operative Geschäft. Der Betrieb fuhr trotz aller Hürden durch die Epidemie Gewinne ein – die erhoffte Anerkennung blieb aus.
2021 unterschrieb ich, aus Pflichtgefühl und Hoffnung, einen Knebelvertrag beim Notar. Ich war allein dort, es gab keinen Verhandlungsspielraum für mich über die vertraglichen Details – es hieß immer noch „friss oder stirb“.
Ich glaubte, dass Zeit alles heilen würde. Sie tat es nicht.
Ein Neues Unternehmenskonzept und eine Sanierung, die Nie kommen durfte
Ich war irrigen in der Annahme, den Betrieb eigenständig und unabhängig von meinem Vater führen zu können und ich liebte dieses Gefühl. Jeder Tag war anders, jede Entscheidung hatte sofort sichtbare Ergebnisse und ich konnte mich mit anderen Geschäftsführern über die Herausforderungen bei der Geschäftsführung austauschen.
In keiner anderen Zeit bin ich mental so gewachsen wie in dieser und ich genoss es, mein Leben und meinen Beruf so selbstbestimmt führen zu können.
In 2023, nach dem Ende einer toxischen Beziehung, hob ich meine Standards sprungartig an. Mit meinem Bruder und einem Berater entwickelte ich ein neues Unternehmenskonzept und beauftragte die Erstellung eines Sanierungsplans für die Firma. Die Bank jedoch ließ das kalt und verlangte zusätzlich das Commitment meines Vaters. Ohne seine Einlage: keine Finanzierung, keine echte Entscheidungsfreiheit. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Hammerschlag.
Die Doppelmoral meines Vaters ernüchterte mich vollends: Während seiner eigenen aktiven Zeit subventionierte er den Betrieb privat, ohne externen Geldgebern Rechenschaft ablegen zu müssen. Nun sollte ich es aus eigener Kraft und ohne zusätzliche Liquidität richten. Spätestens da war mir klar: Als Tochter war ich Mittel zum Zweck – nicht etwa Geschäftspartnerin auf Augenhöhe.
Nicht nur psychisch, sondern auch physisch am Boden, verließ ich das Unternehmen. Selten hat sich für mich eine Entscheidung gleichzeitig so richtig und doch so falsch angefühlt.

Neubeginn die erste… und zweite
Aus Loyalität zur Familientradition versuchte ich noch, das alte Firmenkonzept solo zu heben. Doch Ende 2024 kam der Wink mit dem Betonpfeiler: Raus aus dem alten Feld. Ich machte mich auf die Suche: Womit helfe ich Menschen am wirksamsten? Scanner-Mind traf auf Messlatte in den Wolken. Und plötzlich kreischten die alten Glaubenssätze lauter denn je:
„Tu das nicht, Du kannst das nicht!“
„Wer soll Dich denn ernst nehmen, Du bist doch bisher nur gescheitert!“
„Mach doch einfach nur, was du gelernt hast.“
Ich hörte sie. Und ging trotzdem weiter.
Meine Erfahrung – deine Abkürzung
All das war nicht umsonst. Es zeigte mir klar, was ich nicht bin – und deutlicher, wer ich bin:
Ich arbeite wertebasiert. Ich führe aus meiner inneren Mitte. Ich trenne Rollen, wo Vermischung krank macht. Ich vertraue meiner Intuition – leise, klar, kompromisslos.
Leichtigkeit. Freiheit. Grenzenloses Verständnis. Aus Liebe und Respekt – mir selbst und anderen gegenüber.
Heute helfe ich besonders Frauen in Familienunternehmen, ihren Platz als Leaderin einzunehmen:
💖 den eigenen Wert zu erkennen und zu vertreten,
💖 toxische Verstrickungen zu lösen,
💖 echte Verantwortung (endlich) mit klaren Strukturen zu verbinden,
💖 und das Unternehmen so auszurichten, dass Berufung statt Pflichterfüllung gelebt wird.
Wenn in Dir diese leise Stimme sagt: „Da ist mehr für mich“ – dann hör hin. Du kannst Dir vertrauen. Ich tue es.
Lass uns reden, wenn du bereit bist, deinen Weg ohne Ausreden zu gehen.
Deine Freya
